
Stipsits und Rubey
Gott & Söhne
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Ein Familienbetrieb. Verkauft wird seit Generationen im Grunde nur eines: GLÜCK.
Haben sich Stipsits und Rubey in ihrer Gier nach Erfolg und Reichtum gar von Herrn Götz zu einer Unterschrift überreden lassen? Haben sie ihm ihre Seelen verkauft?
Dabei sagte doch schon der Dichter Theoder Fontane, dass Glück für ihn nichts anderes bedeutet als ein gutes Buch, ein paar Freunde, eine Schlafstelle und keine Zahnschmerzen.
Und wie weit gehst Du um glücklich zu sein?
GÖTZ
Wenn ich sitze, sitze ich, wenn ich stehe, stehe ich. Wenn ich esse, esse ich.
STIPSITS UND RUBEY
Aber das tun wir doch auch!
GÖTZ
Wenn ihr sitzt, denkt ihr ans Aufstehen, wenn ihr steht, fangt ihr schon an zu laufen. Ihr esst beim Laufen und beim Essen denkt ihr über gestern, heute und morgen nach.
Als Götz: Christian Stipsits | Regie: Alfred Dorfer
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Süddeutsche Zeitung, 1. Februar 2016:
Begnadet gut
Thomas Stipsits und Manuel Rubey mit „Gott und Söhne“
München – Die Geschichte des neuen Programms
der österreichischen Kabarettisten
Thomas Stipsits und Manuel Rubey
geht so: Die Firma „Gott und Söhne“ versendet
rote Briefe, in denen gegen eine Unterschrift
Glück und Erfolg versprochen wird.
Die Spur der von einem notgeil bisexuellen,
arthritischen Tiroler Postboten verteilten
Verträge wird aber schnell mörderisch: Alle
damit in Kontakt Kommenden werden abgemurkst,
beginnend mit einem Therapeuten und seinem Patienten,
einem Opernsänger,
der unter emotionalem Druck nur singenstatt
sprechen kann. Das zieht sich weiter
über Taxifahrer und Fiaker-Kutscher –
alle sind sie sozusagen abgeurteilte Repräsentanten
einer der sieben Todsünden.
Auch Stipsits und Rubey selbst geraten in
diesen Strudel und werden am Ende von ihremTontechniker
„Christian“, der in Wahrheit
der ominöse Firmenchef ist, erschossen
– wegen ihrer „Maßlosigkeit“.
Die Geschichte samt Schluss zu verraten
ist ja normalerweise ebenso verboten wie
bei einem Who-done-it den Mörder. Hier
aber geht es gar nicht um das Was, sondern
um das Wie. Stipsits und Rubey interessieren sich wenig
für ihren Plot, sie verwirbeln
alles in eine tempogeladene, atemberaubend
gespielte, mit Licht- und Toneffekten
perfektionierte Collage aus Klamauk, Typensatire
und Selbstironie, aus der Entstehung
eines Programms, seiner Umsetzung
(samtgrandios gespieltem „Vor- und Rückspulen“)
und seiner Rezeption. Was da im
Lustspielhaus eine umjubelte Deutschland-
Premiere feierte, ist gar kein Kabarett im
üblichen Sinn, es ist gewissermaßen eine
österreichische Variante von Michael
Frayns „Der nackte Wahnsinn“: Eine Komödie
über die eigene Zunft.
Wobei „Gott und Söhne“ nicht nur auf
und mit zwei Ebenen – den Darstellern
und den Dargestellten – spielt, sondern
noch ein paar Metaebenen einzieht: Filmvorlagen
von „Forrest Gump“ bis „Barton
Fink“, die realen Personen Stipsits und Rubey,
ihre Binnenbeziehung als Kabarettduo,
selbst das Publikum wird in seiner Rolle
noch ironisch integriert. Was zu einem
Fest zweier begnadeter Komödianten
wird, die sich damit in den Rang der Monty
Pythons spielen. Und in den ihrer Vorbilder
Josef Hader und Alfred Dorfer.
Oliver Hochkeppel